Millionenvermögen und leere Gemeindekassen – wie passt das zusammen?

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt und gleichzeitig eines der ungleichsten in Europa. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) besitzen die reichsten 10 % der Bevölkerung rund zwei Drittel des gesamten Vermögens. Über eine Million Menschen in Deutschland sind Vermögensmillionäre. Sie verfügen über Immobilien, Aktien, Unternehmensbeteiligungen oder Ersparnisse im Wert von mehr als einer Million Euro. Gleichzeitig hat fast die Hälfte der Bevölkerung kein oder sogar negatives Vermögen. Sie lebt von der Hand in den Mund oder ist verschuldet. Diese Schieflage wächst seit Jahren.

Auch im Rhein-Sieg-Kreis zeigt sich dieses Bild. Die Region gilt als wirtschaftsstark, mit vergleichsweise hohen Einkommen, aber auch mit erheblichen Unterschieden. In Much etwa stehen sanierte Fachwerkhäuser, großzügige Neubauten und gepflegte Einfamilienhäuser auf der einen Seite – und auf der anderen Seite Familien, die Mühe haben, die steigenden Lebenshaltungskosten zu schultern. Die Nachfrage nach günstigen Mietwohnungen ist hoch, das Angebot jedoch begrenzt. Alleinerziehende, Rentner*innen oder junge Menschen auf Wohnungssuche geraten zunehmend unter Druck.

Ungleichheit betrifft uns alle: auch auf dem Land

Vermögensungleichheit ist kein abstraktes Großstadtthema. Auch in einer ländlich geprägten Gemeinde wie Much sind die Auswirkungen spürbar: Wenn wenige viel haben und viele wenig, dann fehlt es oft dort, wo es dringend gebraucht wird. Zum Beispiel bei der Ausstattung von Kitas und Schulen, bei der Instandhaltung von Straßen oder bei der Förderung von ehrenamtlichen Strukturen. Kommunen wie Much geraten unter Druck, weil ihnen schlicht die Mittel fehlen, wichtige Aufgaben zu erfüllen. Gleichzeitig bleiben enorme private Vermögen oft steuerlich unangetastet, obwohl sie durchaus in der Lage wären, einen stärkeren Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.

Ein gerechteres Steuersystem auf Bundesebene, mit stärkerer Besteuerung großer Vermögen und fairer Erbschaftsbesteuerung, würde nicht nur die soziale Spaltung abmildern, sondern auch den finanziellen Spielraum der Kommunen verbessern. Denn eins ist klar: Die Qualität öffentlicher Angebote, vom Schwimmbad bis zur Schulsozialarbeit, hängt entscheidend davon ab, ob wir als Gesellschaft bereit sind, in das Gemeinsame zu investieren.

Much braucht Räume der Teilhabe

Wir setzen uns dafür ein, dass Much eine lebenswerte Gemeinde für alle bleibt. Dazu gehört auch, Ungleichheiten klar zu benennen und sozialpolitisch gegenzusteuern. Das bedeutet konkret: bezahlbaren Wohnraum schaffen, Angebote für Kinder und Jugendliche sichern, ältere Menschen nicht abhängen und Vereine, Initiativen und Gemeinschaftsorte stärken. Denn gesellschaftlicher Zusammenhalt wächst nicht dort, wo Geld regiert, sondern wo Menschen sich gesehen und gehört fühlen.

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Ungleich verteilt – Vermögen in Deutschland

  • 68 % des Nettovermögens in Deutschland gehören den reichsten 10 % der Haushalte
  • Die unteren 50 % besitzen zusammen nur 1,3 % des Vermögens
  • In Deutschland gibt es ca. 1,6 Millionen Vermögensmillionäre (2024)
  • Die oberen 1 % besitzen mehr Vermögen als die unteren 75 % zusammen
  • Deutschland hat keine Vermögensteuer – sie wurde 1997 ausgesetzt
  • In vielen ländlichen Regionen wie Much fehlen bezahlbare Mietwohnungen trotz Immobilienreichtum

(Quelle: DIW, Bundeszentrale für politische Bildung, Statistisches Bundesamt)